Duisburg Steel – Stahlharte Jungs vom Pfälzer Klappverein rocken den Pott

Ausgeschrieben als „Classic Bike Tour“ für Liebhaber alter Räder und des Retrostyle, sowie an gemeinsamen Ausfahrten Interessierte – genau das Ding für oberlippenbarttragende Klappradfahrer.

Ausdrücklich als gemeinsam sportliche Tour und kein Rennen bezeichnet… – eigentlich das einzige Manko – doch dann kam alles anders…

Aber der Reihe nach

Am Vortag angereist wurde zunächst der Veranstaltungsort – der Landschaftspark Nord in Duisburg, ein stillgelegtes ehemaliges Stahlwerk aufgesucht. Natürlich per Klapprad.
9km vom Hotel entfernt, ideal sich einen ersten Eindruck von Duisburg zu verschaffen.
Der Erste Eindruck – völlig anders als erwartet, nicht laut, nicht schmutzig, nicht industriell sondern fahrradfreundlich, wenig Verkehr und viel Grün.
Im Park angekommen dann Gänsehautfeeling pur beim Gedanken, dass hier der Stahl für das Klapprad aus den riesigen Öfen floss mit dem die Tour am Folgetag gefahren wird.

Herzliche Begrüßung an der Anmeldung durch den Organisator und Initiator der Tour, intensive Gespräche und Austausch.

Empfang der Startunterlagen und gleich im Gespräch mit anderen Teilnehmern.

Entspannte Atmosphäre, Musik vom DJ und bei kühlen Temperaturen die Sonne genießen.

Danach Rückfahrt ins Hotel, essen und ausruhen für die längere der beiden Touren.

Bei einer Anfahrt von 300km war im Vorhinein klar, dass nur die 100km Tour und nicht die 50km Tour in Frage kommt. Strecke extra noch auf den Garmin importiert, sicher ist sicher, dachten wir uns.

Start der langen Tour um 08:00 Uhr. Frühstück fiel etwas üppiger aus und dementsprechend knapp war die Zeit bis zum Start. 20 Minuten vom Hotel zum Landschaftspark klappte dank der fahrradfreundlichen Stadt und der extra für Klappräder geschalteten grünen Welle – Warmup inklusive.

Ein Teil der etwa 100 Teilnehmer, die meisten gebucht für die große Runde, wartete schon vor Ort.

Der eingefleischte Klappradfahrer ist es gewohnt, ob seines Sportgeräts verwunderte, schmunzelnde oder gar geringschätzige Blicke zu erhaschen, doch letztere konnten im Lauf der Fahrt recht schnell abgestellt werden.

Da man nicht 300km für eine Teilnahme an einer Kaffeefahrt zurücklegt, schweiften unsere Blicke nach Fahrern, denen wir ähnliche Ambitionen zutrauten.

Im Pulk von etwa 7 Fahrern startete unser Grüppchen auf die gut ausgeschilderte Strecke und da zeigte sich, dass auch der ein oder andere Rennradfahrer nicht zum Bummeln angereist war.

Mit flottem Tempo ging es aus der Stadt ins Grüne. Nach ein paar Kilometern preschten dann zwei ältere Herren in blauen Retrotrikots vorbei und machten auf den fein geschotterten Radwegen trotz mächtig Gegenwind ordentlich Dampf. Normales Reisetempo für Klappräder und der ideale Belag als Training für den World Klapp.

Ein Jungspund in grellpinken Trikot und wir fuhren kurzerhand dann in dieser Gruppe mit.

Nach 25km die erste Verpflegungsstation. Bananen, Äpfel, Gemüsesticks mit Kräuterquark, Kaffee, Kaltgetränke in Hülle und Fülle – was das Klappradler Herz begehrte – gut Bier fehlte – egal.

Die Herren in Blau stellten sich als Holländer heraus, vermutlich die fliegenden Holländer bei dem Tempo das sie an den Tag legten. Anerkennende und staunende Blicke auch von anderen auf die Klappräder und unsere Schenkel, vermutlich weil beides so gut harmonierte.
Doch auch Skepsis angesichts der (eigentlich) noch 75 vor uns liegenden Kilometer.
Man sah ihnen förmlich an, dass sie uns nicht in der gleichen Liga sahen (Grinsen nach innen unsererseits).
Kurz noch etwas unterhalten, einen Abstecher in die Physik gemacht und philosophiert wieso man auf Klapprädern so schnell sein kann – kleinere Räder, tiefere Sitzposition und daher weniger Windwiderstand – kurz bessere Aerodynamik – ungläubige Gesichter – man kennt es ja.
Dann ging es weiter, noch schneller als vorher, mit knapp 40 Sachen durch die Landschaft und Orte, die Odyssee nahm dann ihren Lauf…
Die beiden Holländer im Tiefflug, der Jungspund und wir im Windschatten.
Sich im Windschattenspenden abzuwechseln scheiterte an der Verbissenheit des einen Holländers, für ihn kam nur vorne fahren in Frage. Nach 50km und mörderischem Tempo nur ungläubige Gesichter, weil wir wieder am Start waren. Doch nicht nur, wir sondern auch andere hatten den Abzweig zur 100km Runde verpasst.
Also was tun? Ein Ende nach 50km war keine Option, für niemanden, also zähneknirschend den Schildern nach und die gleiche Strecke zur Verpflegungsstation nochmal zurückgelegt.
Den Holländern hatten wir zwischenzeitig die Flügel gestutzt, so dass sie nach uns am Checkpoint ankamen. Und es lohnte sich; diesmal gab es Erbsensuppe mit Bockwurst und Eis. Mit gut 75km in den Beinen stellte sich nun die Frage, kleine Runde fertig fahren und auch so 100km haben oder nun auf die große Runde gehen und mit knapp 150km das Ziel erreichen. Die Erbsensuppe gab den Ausschlag.
Der Jungspund hatte Blut geleckt und wollte die komplette Tour, allerdings mit etwas gediegenerem Tempo als die ersten 75km. Das passte und wir legten vor den Holländern los, die uns „Wir sehen uns auf der Strecke“ nachriefen. Wahrscheinlich haben sie wieder den Abzweig verpasst, sie wurden selbst im Ziel nicht mehr gesehen.

Durch herrliche Landschaft vorbei an Zechen, Binnenhäfen und entlang des Rheins ging es flott weiter. Noch schneller wäre es allerdings gegangen, wenn wir unserem jungen Begleiter nicht 2x Pannenhilfe hätten leisten müssen. Hier zeigte sich eindeutig der Vorteil eines Klapprades in punkto Pannensicherheit.

2x noch gut verpflegt und mit der Fähre einmal über den Rhein gesetzt ging es auf die letzten 20km.

Das mit dem gediegenen Tempo war angesichts des kühlen Biers und des leckeren Burgers vor Augen jedoch längst Geschichte.

Mit knapp 144km im Ziel und einem Schnitt von über 26km/h absolut zufriedenen Gesichtern! Alle waren sich einig – Eine Megatour, super Organisation und eine Menge Spaß.

Da passte das Bier im Ziel von König Pilsener perfekt – Heute ein König!

Zum Abschluss noch einmal auf den Hochofen, den gigantischen Blick über Duisburg genießen und dann zurück ins Hotel – Tagesabschluss nach 164km knapp 500HM und dem Wissen, dass man sich mit einem Klapprad überall eine gute Wahl getroffen hat.

Duisburg Steel – wir kommen wieder!


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